Alle Beiträge von Andrea

Danke, wieder zu Hause

Nach rund 55.000 Kilometern und 107 Tagen sind wir nun wirklich einmal rund um den Erdball gefahren, haben alle Kontinente besucht, alle Weltmeere befahren und zwei Mal die Wendekreise und den Äquator überquert. Wir haben viel Neues kennengelernt und so manch andere Sicht auf unseren wunderschönen Planeten bekommen.

Ich danke zuallererst meinem lieben Alex für die wunderbare gemeinsame Zeit. Noch nie konnten wir so viele Tage gemeinsam verbringen, umso mehr genoss ich jeden Tag der Erlebnisse, der Ruhe und der Zweisamkeit – diese Erfahrungen und Erinnerungen kann uns niemand mehr wegnehmen.

Wir danken speziell unseren Mitreisenden Eleonore und Klaus für die stete Unterstützung, die anregenden Gespräche und die bereichernde Gesellschaft.

Wir danken unseren Familien und unserem Andrej , dass sie zu Hause das Leben aufrecht hielten und für Ordnung sorgten.

Ich danke meinen Kollegen, dass sie mir wunderbar alles abgenommen haben und mir diese unbekümmerte Zeit zur Erholung ermöglicht haben.

Wir danken aber auch unserem lieben Herrgott, dass er auf uns alle aufgepasst hat und uns alle unsere Lieben wieder gesund in die Arme schließen läßt. Ihm danken wir aber auch für unsere Gnade der Geburt in einem so geordneten Umfeld, haben wir doch viel Anderes hautnah kennengelernt.

Allen die wir auf der Reise kennengelernt haben und speziell unseren lieben Tischnachbarn Hannelore und Urs danken wir für die schönen, unterhaltsamen gemeinsamen Stunden.

Euch allen, die uns im Block verfolgt, ermuntert und die sich mit uns gefreut haben, danken wir für Eure Kommentare und Nachrichten von zu Hause, sie haben uns bestätigt, daß wir beides brauchen: unsere Heimat aber auch die weite Welt, denn wie schon Kurt Tucholsky sagte: Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an!

Kreta, Griechenland

Der letzte Stopp und gleichzeitig der erste wieder zurück im “Good old Europe” führt uns sehr passend in die Wiege der europäischen Geschichte. Hatte sich doch der Göttervater Zeus, dessen fantastische Geburtshöhle wir auf der Lassithi-Hochebene natürlich besuchten, in die phönizische Schönheit Europa verliebt. Als weißer Stier getarnt, entführte er die Umgarnte nach Kreta, wo er wieder zurückverwandelt in seine menschliche Gestalt mit seiner Angebeteten dann auch drei Söhne hatte. Minos, der älteste der für ihre Gerechtigkeit bekannten Nachkommen, gründete die Stadt Knossos und die minoische Kultur. Die um 1900 von Arthur Evans durchgeführten Ausgrabungen und Rekonstruktionen der imposanten Stadt besuchen wir mit Staunen. Sehr beeindruckt schlendern wir anschließend noch durch das Archäologische Museum, wo viele der in Knossos gefundenen Exponate und die berühmten Wandfresken ihre bleibende Stätte gefunden haben.

Während unserer Reise waren wir auch immer nur in Regionen mit zwei Jahreszeiten unterwegs, jetzt sind wir zurück im Frühling. Auf der Fahrt auf das 840 Meter hoch gelegene Lassithi-Plateau genießen wir diese Jahreszeit, der hier auf der Insel bereits seinen Einzug gehalten hat. Die Luft duftet nach Blüten und Kräutern und die sonst spärliche Vegetation bringt die schönsten frischen grünen Triebe hervor. Eine wunderbare Landschaft! Auch wenn die meisten der für das Plateau berühmten Windmühlen noch nicht in Betrieb sind, bietet sich uns während unseres Mittagshalts ein idyllischer Blick auf die frisch bestellten Felder, die Wasserkanäle und die blühenden Obstbäume vor dem Hintergrund der noch schneebedeckten Berge Kretas.

Mit Wehmut sehen wir von der Venezianischen Festung an der Hafeneinfahrt noch einmal auf unser Schiff “Costa Luminosa”, hat sie uns doch gut umsorgt und wohlbehalten rund um die Welt gebracht.

Jetzt haben wir nur mehr ein Ziel: nach Hause kommen!

Durch den Suezkanal, Ägypten

Am Abend bereits erreichen wir Port Suez und müssen wie viele andere Schiffe dort vorerst einmal vor Anker gehen. Im Morgengrauen dann geht es los: wir dürfen uns als 2. Schiff im Konvoi einreihen und fahren vorbei an vielen Signallichtern in das bereits 1869 eingeweihte Jahrhundertbauwerk ein. Im Abstand von ca. 1 km gleiten die Schiffe im Konvoi durch den 193 Kilometer langen, zwischen 200 und 225 Meter breiten und 24 Meter tiefen Kanal. Vor uns TUI “Mein Schiff”, hinter uns ein riesiger MSC-Containerfrachter, begleitet von einem Lotsenboot an unserer Seite und schwer bewacht vom ägyptischen Militär geht es dann den ganzen Tag durch die Wüste zwischen Sinai-Halbinsel und dem restlichen Ägypten.  Zuerst geht es durch die zwei Bitterseen und dann auf den neuen Kanalabschnitt. Ursprünglich nur als einspurige Schifffahrtsrinne gebaut, wurde im Jahr 2015 ein über 70 Kilometer langer Bypass als zweite Fahrrinne fertiggestellt, damit die Schiffe passieren können. Seltsam kommen uns in diesem Abschnitt dann mitten in der Wüste auf einmal hinter den Sanddünen die großen Containerschiffe entgegen. Schon ein eigenartiges Gefühl mit dem Schiff so mitten durch die Wüste zu gleiten, stilgerecht umrahmt von den Opernarien aus “AIDA” auf unserer Großbildleinwand, zur Erinnerung daran, dass Guiseppe Verdi diese Oper zu Ehren der Einweihung des Bauwerkes komponiert hatte.

Aber auch schon vor der Fertigstellung des majestätischen Bauwerkes wurden die Waren auf dieser Route transportiert: Sie wurden jeweils gelöscht, auf dem Landweg vom Roten Meer zum Mittelmeer bzw. umgekehrt gebracht und dort wieder verladen. Die Fertigstellung des Kanals bedeutete dann eine starke Umwälzung in der Seefahrt, verkürzte doch die Durchfahrtsmöglichkeit den Seeweg vom Mittelmeer in den Indischen Ozean um rund 4.000 Seemeilen und machte die Umrundung von Afrika mit dem Kap der Guten Hoffnung obsolet.

Immer wieder winken uns heute die ägyptischen Fischer mit ihren kleinen Ruderbooten zu, wenn das Auswerfen und Einholen ihrer Netze im Kanal ihnen dazu Zeit läßt. Um knapp vor 16 Uhr, wir haben gerade noch Port Said passiert, ertönt dann unser Schiffshorn und unser Kapitän begrüßt uns wieder im altvertrauten Mittelmeer. Jetzt ist es nicht mehr weit  nach Hause.

Unser nächstes und vorerst letztes Ziel: Heraklion auf Kreta, Griechenland

Petra, Jordanien

Während wir früh morgens in der Bucht von Aqaba einlaufen, färbt die aufgehende Sonne die Bergketten des jordanischen und israelischen Hinterlandes in milchige Braun- und Sandtöne. Wir machen im einzigen Hafen des haschemitischen Königreiches Jordanien fest, in der Bucht treffen aber vier Staaten zusammen: Israel mit dem Hafen Eilat grenzt direkt an Aqaba in Jordanien, daneben ist Ägypten und gleich im Anschluss noch Saudi Arabien. Wir machen uns aber gleich auf den Weg und fahren schon bald mitten durch interessante Steinwüsten, die 80% der Fläche Jordaniens bedecken, in Richtung der Hauptstadt Amman. Nach ca. 100 km nordwärts biegen wir auf den Königsweg ab, der uns immer leicht bergauf, vorbei an Beduinenzelten, Ziegenherden und spärlich begrünten Weideflächen zum Eingang von Petra auf 1.200 Meter Seehöhe bringt. Noch bevor wir in die Schlucht hinabsteigen, bemerken wir die leuchtende Kuppel auf einer nahen Bergspitze, die jene Stelle kennzeichnet, an der Moses seinen Bruder Aaron begraben mußte. Dann aber kommen wir aus dem Staunen nicht heraus, eröffnet sich uns doch ein derartiges Schauspiel: Wir durchqueren den Siq, eine lange Schlucht, die an manchen Stellen nur 2 Meter breit aber 80 Meter hoch ist. In den verschiedensten Rot- und Brauntönen schimmernde Wände, durch die Natur bizarr geformt, begleiten uns, bis sich plötzlich vor uns das Tal öffnet und die überdimensionale Fassade der Schatzkammer des alten Petra vor uns liegt.

Das von der arabischen Halbinsel stammende Volk der Nabatäer hatte vor weit mehr als 2.000 Jahren hier eine ausgedehnte Stadt in den Felsen gehauen, finanziert aus den Einnahmen der Handelskontrolle von Weihrauch, Gewürzen und Elfenbein aus Arabien, Indien und Afrika. Amphitheater, Königsgräber, ein überdimensionales Urnengrab, der Opferplatz, eine Säulenstraße, das Bewässerungssystem – wir können uns an der in den roten Stein gemeißelten Stadt gar nicht satt sehen. Jetzt wissen wir auch warum das lateinische bzw. griechische Wort für Fels der Stadt den Namen gab.

Die Nabatäer waren eine kluge und aufgeschlossene Herrscherdynastie, was sich an den verschiedenen Einflüssen der römischen, ägyptischen oder mesopotamischen  Kultur auch in ihren Bauten widerspiegelt. Mit der Änderung der Handelswege  verlor das Königreich an Bedeutung und wurde dem Römischen Reich angegliedert und dort assimiliert. So geriet auch die Stadt Petra zusehends in Vergessenheit bis erst 1812 der Schweizer Ludwig Burckhard sie wiederentdeckte. Er vermutete schon lange in der Gegend die antike Stadt, mischte sich unter die pilgernden Moslems und fand dieses faszinierende Tal.

Aber nicht nur die Stadt Petra, auch das karge, gebirgige Steppenland mit den vielen bizarr geformten Bergen und Felsformationen begeistert uns auf unserer heutigen Route. Der Blick auf die ferne Landschaft des Wadi Rum bestätigt uns, dass Jordanien ein Land zum Wiederkommen ist.

Unser nächstes Ziel: Navigation durch den Suez Kanal

Salalah, Sultanat Oman

Heute sind wir zu Besuch im Weihrauchland, wie die an den Jemen angrenzende Provinz Dhufar im Südoman bezeichnet wird. Weihrauch wächst auf 2 bis 3 Meter hohen Büschen, den Boswelia Sacra, deren Rinde im Frühjahr angeschnitten wird um die austretenden Harztropfen nach einigen Wochen zu ernten, zu trocknen und in die ganze Welt zu verschicken. Nur in diesem Gebiet im Südoman und im nahe angrenzenden Jeman wächst dieser Strauch, der das trocken-feuchte Wüstenklima benötigt um Harz zu bilden und der auch nicht kultiviert werden kann. Neben Myrrhe und Gold als eines der 3 Mitbringsel der “Heiligen Drei Könige” zeigt das schon  den Stellenwert dieses seltenen Gutes.

Wunderbare kilometerlange Sandstrände und eine mit Wadis durchzogenes gebirgiges Hinterland kennzeichen dieses Land. Wir fahren durch eine ganz eigenartige Steinwüstenlandschaft, die sich jedoch in den 3 Monaten des Südwestmonsuns von Ende Juni bis Anfang September in eine blühende und grünende Hügellandschaft verwandelt. Kein Wunder daß zu dieser Zeit die Menschen das kühle Naß mit einem riesigen monatelangen und nach dem Regen benanntes Khareef-Fest feiern.

Der herrschende Sultan Qaboos hat zwar in der Hauptstadt Muscat seinen Repräsentationspalast, er wohnt aber in seinem sehr großzügig angelegten und anmutigen Palast in Salalah. Wie im ganzen Land merkt man die sehr bewußt in Infrastruktur, Bildung und Weiterentwicklung des Landes ausgegebenen Ölmilliarden. Der Sultan führte die Schulpflicht ein und fördert die Lust auf ein Studium auch heute noch durch ein zusätzliches Taschengeld für jeden Studenten. Steuern gibt es keine und für Benzin zahlt man mit 45 EUR-Cent weniger als für 1 Liter Mineralwasser das 50 Euro-Cent kostet.

Ein wunderbares, sicheres Land, in das wir gerne wiederkommen würden um den Norden und das Landesinnere auch noch zu sehen. Jetzt geht es erst einmal die jemenitische Küste entlang durch den Golf von Aden in Richtung Rotes Meer

zu unserem nächsten Ziel: Aqaba/Petra in Jordanien

Muscat, Sultanat Oman

Wir sind nach Dubai wieder durch die Meeresstraße von Hormus, dessen westlicher Landesteil auch zum Oman gehört, nach Süden gefahren und laufen in einem kahlen von schroffen Vulkanbergen umgebenen Hafen im alten Stadtteil von Muskat ein. Wir merken sehr bald, dass in der Hauptstadt des Oman alles erst in den letzten 50 Jahren entstanden ist, denn vor den Erdölfunden verdiente das Land, dessen Kultur schon auf das Perserreich zurückgeht, seinen Unterhalt mit Fischerei- und Perlenzucht.

Der derzeit herrschende Sultan Qabus ist Sproß einer Erbdynastie  und Vater der omanischen Renaissance. Er verwendet sehr offensichtlich die riesigen Erdöl- und Erdgaseinnahmen nicht nur dafür sich seinen Repräsentationspalast und eine riesige Moschee für 120 Tausend Gläubige und 5 Minaretten zu bauen, auch die Straßen, Krankenhäuser, Schulen, ein Opernhaus und sonstige Einrichtungen sind alle sehr modern und geben ein eigenes Bild neben den kahlen Gebirgen ab.  Sie dürfen auch nach einer Vorgabe des Sultans nicht höher als 12 Stockwerke sein, um die Schönheit der Berge nicht zu verdecken – ein weitblickender Mann der Sultan. Es regnet in Muscat maximal zwei bis dreimal im Jahr und so wird das Wasser für die Grünanlagen und den Blumenschmuck in der Stadt aus riesigen Meerwasserentsalzungsanlagen gewonnen. Zu unserem Glück ist jetzt Winter und wir können bei angenehmen 30 Grad durch den Souk bummeln. Im Sommer läßt der heiße Fallwind aus dem Omangebirge die Temperaturen in unerträglich Höhen bis zu knapp 50 Grad steigen, was auch die einheitliche weisse Farbe der Häuser erklärt. Beeindruckend ist die fast sterile Sauberkeit. Nicht umsonst hat Muscat nach Singapur den 2. Platz eines weltweiten Sauberkeitswettbewerbs gewonnen.

Der riesige Sultanspalast, der für Repräsentationszwecke und Staatsbesuche in dem neben Brunei einzigen daneben noch bestehenden Sultanat genutzt wird, gibt ein schönes Bild: eingerahmt durch die 2 Festungen, die noch aus der Zeit der portugiesischen Besiedelung stammen, thront der Empfangsraum inmitten einer riesigen Palast- und Gartenanlage. Beim Abschied in mystischer Abendstimmung zieht der riesige Weihrauchkessel am Hafenausgang vor dem Hintergrund der beleuchteten Berge an uns vorbei und wir sind sicher: hier kommen wir noch einmal zurück, zu schön ist doch dieses Land um hier nur die Hafenhauptstadt und Salalah kennen zu lernen.

Unser nächstes Ziel: Salalah, Sultanat Oman

Dubai, Vereinigte Arabische Emirate

Angekommen in der Stadt der Wolkenkratzer erkunden wir zuerst das alte Dubai, sofern man das überhaupt als alt bezeichnen kann, kam doch erst 1830 der Beduinenstamm der Baniyas aus der Wüste ans Meer und gründete die erste Siedlung. Schon früh morgens atmen wir im Gewürz Souk die unterschiedlichsten Düfte der Öle, Gewürze und Weihrauch und nehmen am Erwachen des Marktes teil. Ein Kaffee zwischendurch und anschließend geht es durch den alten Gold Souk wo wir bestaunen, mit wieviel Schmuck man sich behängen kann. Wir überqueren mitten unter den Einheimischen für 1 Dirham mit dem alten hölzernen Abra den Creek, dem einzigen natürliche Meeresarm im Emirat und genießen noch ein wenig das Flair des alten Stoff Souks auf der anderen Uferseite, noch mehr in dem Bewußtsein, dass erst ab 1970 aus dieser kleinen Ansiedlung der Aufstieg des heutigen Dubai begann, als nämlich Erdöl gefunden wurde.

Mittags starten wir dann zum Burj Khalifa, dem derzeit mit 828 Metern noch höchstem Gebäude der Welt. Der Aufzug bringt uns in sagenhafter Schnelle in etwas weniger als einer Minute in das 125. Stockwerk. Wir sausen je Sekunde fast 3 Stockwerke hoch aber man merkt fast nicht, dass wir mit dem schnellsten Aufzug der Welt unterwegs sind. Von oben sehen die Skyline und die Autos auf den vielspurigen Straßen wie Miniaturen aus. Als wir dann im Harbour Hotel im Observatory “nur” im 52. Stock unseren Sundowner nehmen und dem geschäftigen Treiben auf dem künstlich angelegten Binnenhafen zusehen, kommt uns das richtig niedrig vor. Vorher geht es aber natürlich noch am Burj Al Arab vorbei, dem einzigen Sieben-Sterne-Hotel der Welt, auf die Palmeninsel, wo in jedem der künstlich angelegten Palmenfächer private Villen mit eigenem Strand  aus dem Meer herausgestampft wurden. Am Außenring der Palme protzen dann die Hotelburgen mit dem sehr kitschigen Atlantis-Hotel am Ende – eindeutig kein Hotel für uns!

Der Abend klingt für uns sehr geruhsam bei den Wasserfontänen am Fuße des sehr glitzernd beleuchteten Burj Khalifa neben der luxuriösen Dubai Mall aus. Schön choreografiert tanzen abends halbstündig zu verschiedenen Musikstücken die bis zu 150 Meter hohen Wassersäulen und mir wird auf dem Balkon eines der Restaurants dabei gemütlich zusehend wieder klar, welch untypische Frau ich wohl bin, da mich dieses weltgrößte Einkaufszentrum mit  1.200 Geschäften und 160 Restaurants so überhaupt nicht reizt.

Am nächsten Morgen starten wir natürlich auch zu einer Wüstensafari. Schon 30 km nach Dubai Stadt muss unser Fahrer am Ende der befestigten Straße Luft aus den Reifen unseres Toyota Landcruiser lassen, um uns dann recht abenteuerlich über die Dünen – hinauf und hinunter, in Schräglage, dann wieder im Sand versinkend letztendlich aber doch sicher – zu unserem Halt in einer Oase zu bringen. Alex darf dann auch noch ganz glücklich auf einem Kamelrücken eine Spritztour unternehmen, während wir uns durch die köstlichen Datteln kosten. Auch ein nettes Erlebnis das uns ein wenig dran erinnert, dass wir am Anfang eines riesiges Wüstengebietes fahren und die Grenzen zwischen den Emiraten, Saudi Arabien und dem Oman gar nicht gezogen werden konnte, so unwirtlich ist dieses Sandgebiet.

Nach diesem Wüstenausflug sind wir wieder bestätigt, dass uns herrliche Natur wesentlich mehr zusagt, als dieser Gigantismus in der künstlichen Stadt, auch wenn die Bauten noch so toll und technisch anspruchsvoll sind. Wir haben bisher viele Ziele auf unserer Weltreise angesteuert, wo wir gerne wiederkommen wollen, Dubai gehört eindeutig nicht! dazu. Wie uns die vielen Hotelbaustellen zeigen, wird der Bauwahnsinn aber noch weiter gehen, die 7 Emirate, die sich unter dem Vorsitz der Herrscher von Abu Dhabi zusammengeschlossen haben, wollen sich zukünftig noch mehr als Tourismus- und Finanzmetropole etablieren.

So freuen wir uns auf unser nächstes arabisches Ziel: Muskat, Oman

Mumbai, Indien

Gleich nach der Ankunft geht es zum Gateway of India, wo schon die bunten Holzboote zur Überfahrt auf die Elefanta-Insel warten. 120 Stufen müssen wir bei 38 Grad und 85% Luftfeuchtigkeit hochklettern, bevor wir vor dem mächtigen Säuleneingang der hinduistischen Tempelanlage ankommen und im Inneren des Berges die beeindruckenden Porträts und verschiedene Szenen aus dem Leben des Gottes Shiva bewundern können. Die Figuren und Bilder wurden alle nur mit Hammer und Meißel händisch aus dem Basaltstein gehauen. Um so mehr ist es unverständlich, dass die portugiesische Armee in den nunmehr zum Weltkulturerbe ernannten Höhlen, Schießübungen veranstaltete und dabei ziemliche Schäden hinterließ. Nur die 3-köpfige Büste, die sowohl den Gott der Erschaffung, der Bewahrung und der Zerstörung, also die 3 wesentlichen Energien im Hinduismus symbolisiert, ist heil geblieben, wird doch vermutet, dass die Armee darin auch die christliche Dreifaltigkeit hinein interpretierte.

Wieder zurück in der Stadt hat Klaus die gute Idee zum High Noon Tea ins Taj Mahal Palace Hotel zu gehen: ein Traum, die würzigen Kleinigkeiten wie Currys, Streetfood und natürlich die Desserts, dazu ein Masala Chai mit würziger Kardamom-Zimt-Ingwer-Note und das alles in wunderbar britischer Atmosphäre in der Sea Lounge des besten Hotels Asiens. Obwohl heute Sonntag und vergleichsweise wenig Verkehr ist, büßen wir bei der Taxifahrt zurück zum Hafen unsere Sünden ab, visiert doch unser klappriges Gefährt so manches andere Fahrzeug oder die Fußgeher auf der Straße an. Noch dazu spielen die jungen Männer  heute am Sonntag ihren Nationalsport Kricket mitten auf der Straße und weichen sichtlich erst 2 cm vor unserer Stoßstange aus, aber irgendwie klappt es immer wieder.

Am nächsten Morgen geht es einmal rund um die Stadt: die hängenden Gärten die gar nicht hängen, der hinduistische Krishna Tempel, die schöne St. Thomas Kirche, das Price of Wales Museum, den mondänen Marine Drive mit den Luxuswohnungen, daneben die Bezirke der Mittelschicht mit vielen Mietwohnungen und dazwischen immer wieder tristeste Wohnverhältnisse in der 20-Millionen-Metropole.

Unvorstellbare 8 Millionen Menschen kommen jeden Tag am Mumbai Terminus an und werden die wunderschöne koloniale Architektur dieses Bahnhofs auf ihrem Weg in die Arbeit sicher nicht mehr registrieren. Aber es funktioniert auch wie viele andere Dinge die wir hier kennenlernen. So werden täglich per Bahn 300.000 Lunch-Boxen, gefüllt mit dem von den Frauen daheim gekochten Mittagessen, in die Stadt geschickt, dort verteilt und am Nachmittag wieder an den Empfänger zurückbefördert. Diese Dabbawalas funktionieren mit einem System aus zwischenmenschlicher Logistik, Farben und Buchstaben. Ganz genau weiss man es nicht aber die Präzision ist enorm: von 16 Millionen Lieferungen geht nur eine einzige schief.

Ebenso wird in der weltweit größten Wäscherei dem Dhobi Ghat auch noch im Miele-Zeitalter die Wäsche von vielen Haushalten, Spitälern und Restaurants in Mumbai von 9.000 als Einzelunternehmer tätigen Männern, den Dhobis, abgeholt, händisch gewaschen und gebügelt wieder zugestellt. Das System ist billig, funktioniert gut und gibt wohl vielen Leuten Arbeit, wie uns unsere aus der Mittelschicht der Parsen stammende Reiseführerin erklärt. Ein buntes Bild bieten die Becken, Männer und die überall flatternde, in der Luft trocknende Wäsche mitten in der Großstadt. Nirgendwo wird der Gegensatz Mumbais so deutlich wie hier: neben dem Ghat steht mit dem Antilia-Hochhaus das größte und teuerste Einfamilienhaus der Erde. Es gehört dem indischen Öl-Multi Mukesh Ambani. Neben dem Waschplatz und im Umfeld, wo die Arbeiter unter Zeltplanen und in baufälligsten Ruinen hausen, lebt er mit Frau und drei Kindern auf 20 Etagen mit 600 Bediensteten und 170 Autos – ohne Worte!

Wir besuchen natürlich auch das Wohnhaus von Mahatma Gandhi und erinnern uns wieder an seinen bemerkenswerten Weg des gewaltfreien Widerstandes und seine Bedeutung für die indische Befreiung von der britischen Kolonialherrschaft im Jahr 1947.

In Mumbai leben acht Religionen nebeneinander: neben den Hinduisten  sind es vorwiegend Muslime, Christen, Buddhisten aber auch die Parsen mit ihrer Lehre von der Verbundenheit der Naturelemente, die ihnen auch verbietet, ihre Verstorbenen zu verbrennen oder zu begraben. Vielmehr wird auch heute noch ein Leichnam von ausgewählten Männern zu den Türmen des Schweigens gebracht, auf die sie gelegt werden und die Geier und Vögel erledigen ihr Werk dann auf ihre Weise. Bedeutende Persönlichkeiten wie Zubin Metha oder Freddy Mercury sind oder waren Parsen. Wir fahren ein wenig bedrückt und auf jeden Fall schweigend an den von einer Mauer und Wald umgebenen Türmen entlang, vorbei an den Geiern und Vögeln, die dort heute auf den Bäumen sitzen.

Nach einem herrlichen Mittagessen mit würzigen Tikka Masalas, verschiedenen Currys und einer würzigen vegetarischen Reismischung schlendern wir noch durch die geschäftigen Viertel von Colaba und Fort und mischen uns im Horniman Garden unter die Büroleute, die dort auf den Schaukeln oder im Gras liegend ihre Mittagspause verbringen.

Bald geht es weiter in unseren nächsten und letzten Kulturkreis auf unserer Reise. Unser nächstes Ziel: Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Goa, Indien

Nach Kerala als die reichste Provinz Indiens besuchen wir heute mit Goa die kleinste Provinz und fühlen uns irgendwie gar nicht wie in Indien. Kein Wunder, war doch Goa bis ins 18. Jahrhundert eine portugiesische Außenprovinz. Man merkt noch deutlich wie das eisenerzreiche und fruchtbare Gebiet in der Mitte der Westküste Indiens von der Zugehörigkeit zu Europa mit allen Gesetzen und Fortschritten profitiert hat. Der Lebensstandard und das Bruttosozialprodukt liegt hier deutlich über dem indischen Durchschnitt und so mußten sie auch vor einigen Jahren strengere Zuzugs- und Sozialhilfegesetze erlassen, sonst würden sie von der deutlich ärmeren Bevölkerung Nordindiens überlaufen werden.

Durch die portugiesische Zugehörigkeit gibt es auch viele Christen und wir besuchen in Alt-Goa die Basilika Bom Jesus , die lange Zeit der größte Kirchenbau weltweit war. Ansonsten ist Alt-Goa mittlerweile nur mehr eine Ansammlung vieler Kirchen, wurde doch die Bevölkerung im 15. und 17. Jahrhundert durch Seuchen halbiert und anschließend abgesiedelt. Die neue Provinzhauptstadt Panjim ist eine sehr idyllische alte Stadt, könnte aber auch in Südportugal liegen. Der portugiesische und spätere britische Einfluss zeigt sich aber nicht nur im Baustil sondern auch im höheren Bildungsniveau speziell auch der Frauen.

Als Tagesabschluss besuchen wir heute endlich auch noch den großen Hindu-Tempel Shantaturga und erleben, wie ein Hindu-Paar mit einem Baby zuerst im Gebetsvorraum, zu dem wir auch Zutritt bekommen, ihre mitgebrachten Opfergaben weihen und dann dem Priester im Innenraum übergeben. Die Zeremonie war irgendwie ähnlich einer Kindestaufe oder Segnung – sehr anmutig. Die Hindus, die 80% der indischen Bevölkerung ausmachen, haben zwar mit Brahma dem Gott der Schöpfung, Vishnu dem Bewahrer und Shiva dem Zerstörer die drei Hauptgottheiten, daneben aber noch viele andere Götter, die alle ihre Bedeutung haben, wie z.B. Ganesha, die Göttin mit dem Elefantenkopf als Gott des Glücks oder Krishna, der gegen das Böse auf der Welt kämpft. Mit viel gutem Karma zu leben und so dem Kreislauf der Wiedergeburt zu entkommen und im Nirwana die Vollkommenheit zu erlagen ist das Ziel der Hinduisten.

Zwar ist Goa wesentlich sauberer und “europäischer” angehaucht, man denkt gar nicht so wirklich in Indien zu sein. So sind wir wieder neugierig, welches Indien uns morgen an unserem nächsten Ziel erwartet: Mumbai

Cochin, Indien

Zur Visum- und Gesichtskontrolle nahmen wir die indischen Einreisebehörden, die alles sehr genau prüfen, bereits in Colombo an Bord. So können wir dann heute mittags auch sehr unbürokratisch in unserem ersten Hafen der größten Demokratie der Erde einlaufen, wo sich uns ein gemischtes Bild bietet: Hütten und ödes Brachland, üppige Palmenvegetation mit manchem kolonialen Herrschaftsbau dazwischen, die alten chinesischen Fischernetze und auf der anderen Seite des Backwater-Flusses eine neu entstehende moderne Großstadt mit Luxushotels. Auf jeden Fall ist alles indisch bunt und die vielen kleinen Läden entlang der Straßen bieten alles feil, was man so zum Leben braucht, wie überhaupt sich das Leben vor den Häusern und auf der Straße abspielt.

Unheimliche 1,4 Milliarden zählt die Bevölkerung Indiens die damit nach China das zweitgrößte Land der Erde stellt. Mit Cochin in der Provinz Kerala besuchen wir eine der kleinsten der 29 indischen Provinzen und verstehen auch, warum diese Südspitze des Landes “Kokosland” heißt, gedeihen hier doch durch den ständigen Regen auch allerlei sonstige Früchte wie Mangos, Avocados und im Hinterland der Reis für das tägliche Fisch- oder Gemüsecurry der Bevölkerung. Im alten Fort ergeben die Bauwerke der portugiesischen Anfänge mit den Resten der holländischen und der britischen Kolonialbauten, durchmischt mit dem jüdischen Viertel, einen unwirklich erscheinenden Mix in tropischer Umgebung. Dazwischen immer wieder katholische Kirchen, denn knapp 20 % der Bevölkerung hier sind Christen. Spiritualität spürt man auch in den diversen bunten Tempeln der Hindus und Buddhisten, nach deren Lehre ca. die Hälfte der Bevölkerung ein harmonisches und gutes Leben sucht, was wohl aus unserer Sicht zumindest von den Lebensumständen etwas anders aussehen sollte.

Am nächsten Tag besteigen wir in den Cochin-nahen Backwaters ein mit Palmen gedecktes Hausboot um damit ein wenig  durch das verzweigte Wasserstraßennetz des Flusses zu schippern und dort das indische Alltagsleben an uns vorbeiziehen zu lassen: Kleine Fischerboote, im Fluß Wäsche, Geschirr und den eigenen Körper waschende Inderinnen, dahinter die Reisfelder und immer wieder Schmutz und Müll, an den wir uns jetzt wohl langsam gewöhnen müssen. Auf unserer Busfahrt dorthin begreifen wir auch warum unser Reiseführer einem indischen Autofahrer drei wichtige Dinge empfiehlt: gute Bremsen, eine gute Hupe und Glück! Ein Wahnsinn, welche Überholmanöver hier offensichtlich der ganz normale Straßenverkehr sind – nichts für schwache Nerven!

Das lebhafte Treiben und die bunte Vielfalt des meist sehr einfachen Lebens hier steigern schon die Neugier auf unser nächstes indisches Ziel: Goa